Alles für den Teng
Short handed von Lissabon nach Frankreich. Das ist unser Ziel. In drei Reisegruppen (zwei aus Hamburg, eine aus München) kommen wir in Cascais an. Die ersten beiden Reisegruppen bestehend aus Lukas (Ein Mann-Reisegruppe aus München), sowie Jan, Julius und Fabrice (Reisegruppe Hamburg I) machen sich gleich an die Vorbereitungen: Lüften, Aufräumen und Freeze Dried beschriften. Und so findet Skipper Erik, gemeinsam mit Lily die Reisegruppe Hamburg II bildend, eine perfekt vorbereitete Störtebeker vor.
Dankbar hat die Crew eine Spende vom örtlichen Hafenagenten Arne entgegen genommen. Schätzungsweise werden die Vorräte an Müsli aus Portugal bis zum nächsten Fastnet Race reichen.
Auch sonst stellt die Crew ihr ausgezeichnetes Mengenmanagement unter Beweis. Unter Federführung von Jan und Lukas werden zwei Kilo Reis gekauft und verarbeitet. So viel Reis, dass das für den Reis gedachte Gemüse kaum mehr in den großen Schnellkochtopf passt. Das sollte bis Frankreich reichen, dachten zumindest die beiden.
Am nächsten Tag wartet der Atlantik mit hervorragendem Segelwetter auf. Mit 6 bis 7 Knoten Wind Wind aus West starten wir in die Reise. Zunächst geht die Reise mit A2 flott voran. Ab Sonnenuntergang ging es unter Genua weiter. In der Wache von 0 bis 4 Uhr wird der bisherige Topspeed von 15 Knoten erreicht.
In der gleichen Nacht kommt es zu einem folgenschweren Ereignis. Die bislang konstante Windlage aus West und die Euphorie über den Topspeed verleitet Fabrice dazu die steile These aufzustellen, dass es auf der Reise keine Wende geben wird. Julius, der Navigator der Reise, schlägt schnell ein und Fabrice dämmert langsam, dass das wohl ein Fehler war. Einsatz der Wette: Das Anlegebier.
Kurz darauf schleicht sich Erik an Deck, um still und heimlich und doch im allgemeinen Einverständnis den mittlerweile zu einem stabilen Block erhärteten Reis auf schätzungsweise 2000 Meter Tiefe sinken zu lassen. Fabrice hingegen hat nur eines im Kopf: seinen Teint (von nun an "Teng"). Schnell versorgt Jan ihn mit seiner selbstbräunenden Sonnencreme. Und der strahlende Sonnenschein tut sein Übriges um die gewünschte Bräunungsstufe herzustellen.
Bald ist das erste Ziel unserer Etappe klar: Baiona. Mit Einbruch der Nacht läuft unsere Störti in die beeindruckende von Bergen und Inseln gesäumte Bucht von Vigo ein. Dann kommt der Befehl: Groß runter. Alles wird vorbereitet und an der Lockleine gezogen und: nichts passiert. Jeder darf einmal ziehen und doch rührt sich: nichts. Und jetzt ist es Julius dem etwas dämmert. Er darf in den Mast. Zum Glück ist es fast windstill. Dem Rest der Crew dämmert, dass der für den darauf folgenden Tag geplante entspannte Hafentag wohl eher ein Arbeitstag wird. Tatsächlich wird Julius am nächsten Tag in Baiona ein halbes Dutzend mal in den Mast gezogen werden. Dort stellt sich heraus, dass das Lock durch Saharastaub blockiert war. Und so gelingt die "Reparatur" problemlos mit etwas Wasser und zwei Hammerschlägen.
Lukas und Fabrice kümmern sich derweil um den Proviant. Dabei reift eine ganze neue Idee. Bekanntlich steht in der Bilge der Störti immer Salzwasser. Warum also nicht die Not zur Tugend machen und in der Bilge unsere Nahrung kultivieren. Die Idee ist zunächst dort Austern zu züchten. Bald wird klar: Im Supermarkt gibt es nur Hummer. Und so lebt seit Baiona Juan Carlos der Hummer in unserer Bilge.
Bereits am Abend geht es wieder los, da der Hafenmeister uns unvermissverständlich zu verstehen gegeben hat, dass wir nicht länger als eine Nacht bleiben dürfen. Und jetzt wird gekreuzt. Doch in der Nachtwache passiert es: binnen drei Minuten flaut der Wind von 10 auf 3 Knoten ab. Und ab da ist das Motto des Törns: Wind aus dem Kanister. Am Morgen steht Julius freudestrahlend im Luk und verkündet wird müssen den nächsten Hafen laufen und dort zwei Tage warten. "ABER DANN GEHT ES RICHTIG AB".
Und so liegen wir jetzt in Muxia (NICHT MURXIA!) und genießen unser Zwangspause mit Strandtagen, Restaurantbesuchen und einem Abstecher auf den Jakobsweg. Am ersten Abend hat Fabrice bereits seine Wette eingelöst. Am zweiten Abend sucht Lily verzweifelt ein Restaurant in dem es mehr vegetarische Gerichte als Salat mit Thunfisch. Beim vierten Bier wird eine neue Wette geschlossen: Wache 1 (Lily, Jan und Erik) gegen Wache 2 (Julius, Fabrice und Lukas). Wann kommen wir in Frankreich an? Der Clou dabei: bislang weiß keiner in welchen Hafen wir einlaufen werden. Stay tuned!