Das Leben im 4-Stunden-Takt
So ein Leben an Bord ist ja an sich schon etwas anders gestaltet als zu Hause. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um eine Langstrecke handelt, bei der über einige oder mehrere Tage und Nächte hinweg durchgesegelt wird.
Der sonst jeden Familien- und Studentenrhythmus bestimmende Lauf der Sonne (wobei sich hier bekanntermaßen die Festlegung der persönlichen Sonnenauf- und untergangszeiten durchaus unterscheiden) ist für die Crews von Segelyachten, die im Wachrhythmus fahren relativ unerheblich. Für sie ist nur wichtig: wann muß ich fertig angezogen an Deck stehen um die Vorwache in die verdiente Freiwache zu schicken und wann muß ich wen wecken (dieses wird im Race-Mode noch erschwert, als dass sich die Personen nicht grundsätzlich in der gleichen Koje findet, wie in der Vorwache, sondern eben auf der optimierten Seite des Schiffes).
Dieses System hat auf verschiedenen Gebieten seine Vorteile, seine Reize aber auch die eine oder andere Tücke.
So ist es wirklich schön, immer wieder mit den gleichen - hoffentlich netten und kompetenten - Wachpartnern durch die Tage und Nächte zu fahren, die Manöver zu segeln und in der letzten Wache angefangene Gespräche in der nächsten Wacher fortsetzen zu können.
Bei unserer Variante des Wachsystems ist es insofern besonders gut gelöst, als dass sich immer 2 Wachen wechselseitig ablösen und somit a) die Performance des Schiffes trotz des Wechsel eines Teils der Crew aufrecht gehalten werden kann und b) man auch einen Großteil der Crew nicht nur schlafend in der Koje trifft. Trotzdem gibt es eben die Wechselwachen, die sich so gut wie nie länger als 20 Minuten am Stück wach sehen.
Seit über 2 Tagen hangeln wir uns nun mehr oder weniger erfolgreich von einer Wind-Wolke zur nächsten und die Zeiten in denen die Freiwachen von anstrengenden Manövern erschöpft ohne Umwege in die Koje fielen sind vorbei. Das hat aber im Umkehrschluß den unschlagbaren Vorteil, dass sich die Crew endlich mal wieder sieht und auch zwischen den Wachen Kommunikation stattfinden kann.
Die Aussage "ach, Du segelst hier auch mit" kam in diesem Zuge nicht auf, ein "dich habe ich aber schon länger nicht mehr (wach) gesehen" schon und so kann man auch aus Flautensegeln eine Tugend machen und seine Crewmitglieder kennen lernen (oder duschen, so wie unser Skipper gerade).
Auch die Pantry läßt sich unter diesen Umständen besser bedienen und so müssen wir keine Not leiden - außer eben, dass es nicht richtig voran geht.
Auch gedichtet wurde bereits (von Merret):
Reise reise auf schnelle Weise geht's von den Azoren nach Hamburg. Mit Wind von hinten und Wal in Lee
unter blauem Himmel über die See
der Biscaya.
Nicht wie Mayas von damals
sondern wie die Leute von heute
im Race-Mode auf dem roten Boot,
der Haspa Hamburg.
Wir hoffen nun, dass uns Rasmus gnädig ist und uns für die verbleibenen 200 Meilen bis Helgoland doch noch einen Windgruß schickt - geopfert haben wir ihm!!
Und hier noch die Auflösung unseres Quiz' bezüglich des Steuerbordwassers: Die Antworten zeigen, wie sehr sich die Einsender mit Gebräuchen und Tradition auf See auskennen und viel wissen. In der Hoffnung auf den richtigen Preis (zumeist die Flasche Rum) wurde allerdings C als richtige Antwort gegeben. Aus den Einsendern werden wir deshalb den Gewinner per Losverfahren ermitteln. Er erhält eine frisch gezapfte und von der Crew signierte Flasche feinsten Steuerbordwassers. Dieses Wasser hat den Nullmeridians überquert (vom Äquator ist kein Wasser mehr an Bord), ist also der Meridian-Aquavit der Wässer.
Viele Grüße von Bord wünschen euch
Erik, Henrike, Franziska, Gerrit, David, Merret, Fabian, Wibke, Moritz, Katrina und Hendrik