Der Gurgel-Max – Profialarm
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Max Gurgel, der sich auch selber in einschlägigen sozialen Medien "der Gurgel-Max" nennt, ist ausgewiesener Profi für die Optimierung von Schiffen und deren Crews. Seine Erfolge in der Szene sind vielbeachtet. Gerne gibt er sein Wissen weiter. Sein Vortrag, den er im Rahmen eines der zurückliegenden Segelgruppenabenden hielt, ist bei allen Zuhörern in nachhaltiger Erinnerung. So war es eine tolle Fügung, daß es dem HVS gelungen ist, die Aufmerksamkeit von Max auch auf unsere Schiffe, allen voran die Störtebeker, zu ziehen. Noch im Rahmen seines Vortrages ließ er erkennen, daß er sich gerne einmal unsere Schiffe ansehen möchte. Also haben wir die Gelegenheit genutzt, ihn im Rahmen unseres Trainingswochenendes an Bord einzuladen. Natürlich ließ er es sich nicht nehmen, uns als Trainer für diesen Tag zur Verfügung zu stehen. Was für ein Gewinn. Denn so wurde aus unserem gestrigen Tag konzentrierten Arbeitens an Bord heute ein Tag noch stärker auf Performance fokussiertes Training. Natürlich strengen sich alle noch ein wenig mehr an, wenn eine solche Kapazität an Bord kommt.
So liefen wir bereits um 10 Uhr aus, um uns für die nächsten 8 Stunden (!!) auf ein für den HVS besonderes Training einzurichten.
Wer bis gestern glaubte, er hätte bereits einen anstrengenden Tag hinter sich, sollte heute Unterschiede erkennen. Während wir am Tag zuvor abends "rechtschaffen müde" waren, sollte uns der heutige Tag ein "todmüde" einbringen.
Marvin, unser Navigator und Regattastratege an Bord, steckte zusammen mit Max ein paar Kurse ab. Dann ging es los. Zunächst noch mit moderaten Winden setzte im Laufe des Tages ein guter Trainingswind ein. Windstärken zwischen 8 und 15 Knoten - im Laufe des Tages noch verbunden mit strahlendem Sonnenschein in der Förde lieferten Segelbedingungen wie aus dem Bilderbuch.
„Alle auf ihre Positionen, Besetzung wie gestern“. Regattamodus bereits von der ersten Minute. Nur Gespräche zum Zusammenspiel in der Mannschaft erlaubt - nicht weil Max es so vorgab, sondern weil wir es so wollten.
Die Zeit sollte in jedem Fall mit jeder Minute bestens genutzt werden. Und das wurde sie. Weniger Ruderbewegung, aktiverer Segeltrimm, noch mehr Kommunikation untereinander..... die Fock nach den Leebändseln einstellen, mehr und vor allem früher auf die Außenschot, noch detaillierter den Genoa Schotwagen und die Verstellmöglichkeiten für den Holepunkt nutzen. Abstimmung mit dem Groß, weniger Gegenbauch, die Wende kontinuierlicher steuern.... jede Menge tolle Tipps. Unmengen an Möglichkeiten, dieses Schiff noch schneller und noch schneller und noch schneller zu segeln.
Ein Manöver folgt dem anderen. Grindern, Schotholen, Segel rauf, Segel runter. Ein Kraftakt, je länger der Tag dauerte. Am Grinder wurden die Halsen mit 3 facher Übersetzung gefahren, daß heißt, eine Umdrehung am Grinder führte zu 3 Umdrehungen auf der Winsch. Die 200 qm des A2 wurden in Sekundenschnelle von einer Seite auf die andere gehalst. Die Crew an der neuen Luvschot kam kaum hinterher, die Lose durchzuholen. Kaum war das Manöver abgeschlossen, ging mit gleichem Kraftaufwand die Genoa hoch.
„Achtung, Du bist jetzt ohne Trimm auf dem Genni, wir gehen aufs Fall“ – „ok, alles klar?....“ „Vorschiff klar“, „Pit klar“, „Grinder klar“.... „noch eine Minute bis zur Tonne“ – „Genoa hoch!“.
Der Krach der Winschen erhöht den Adrenalinpegel, weg vom Grinder, aufs Vorschiff....
„Wir gehen hoch ran, Segel mitfahren“, „Groß klar“, „Genoa klar“, „der Kite geht runter!"
Diesmal hatten wir uns für den Kiwi-Drop entschieden. Unterlik zusammenziehen und fallen lassen. Nach kürzester Zeit ist das rote Tuch im Vorluk verschwunden und alle sitzen auf der Kante - erstmal durchatmen.
Wir passieren ein anderes Schiff, von dem aus Photos geschossen werden, Postkartenidyll, für den Photographen riecht es nach Urlaub.
Das einzige, was bei uns nach Urlaub riecht, ist die Kokos-Sonnenmilch. Ansonsten eher Schweiß. Und trotzdem teilen wir mit den Urlaubsgedanken unsere frohen und fröhlichen Gesichter, die keinen Zweifel daran lassen, daß alle einen riesigen Spaß haben.
Und auch bei Max gilt, Pause, Debrief, weiter geht´s.
Am Abend laufen wir in Düsternbrook ein. Jeder sollte ausspeichern, was für ihn neu war, was er gelernt hat..... Jeder hat etwas von dem Tag mitgenommen. Max war voll der Bewunderung für unser neues Schiff, voller Respekt für den HVS, von dem er ein "ganz anderes Bild" hatte und voller Lob für die Mannschaft. Aus berufenem Munde durchaus eine weiterhin motivierende Belohnung für den Tag.
Heute war das Schiff schnell aufgeklart, denn die Crew hatte sich zum Grillen im Hause Westphal verabredet. Tobi hatte am nächsten Tag Geburtstag und es sollte reingefeiert werden... Ob die langen Arme wohl noch die Gabel werden halten können, ob die Erschöpfung ein Durchhalten bis Mitternacht überhaupt zuließ? Wir werden sehen. Für den Segeltag jedenfalls war klar - wir haben dem noch fehlenden Teil der Crew eine Menge neues Wissen weiter zu geben.
DANKE an Max!!! Jederzeit gerne wieder.
Liebe Grüße wünschen Arne, Bende, Rickmer, Marvin, Josefin, Tobi, Katrina und Achim!