German Offshore Award für die beste deutsche Hochseeyacht zum 16. Mal vergeben
Zum sechzehnten Mal wurde am Abend des 10. Februar 2023 im Großen Saal des Hamburger Rathaus der begehrte German Offshore Award verliehen. Die Auszeichnung für die beste deutsche Hochseeyacht 2022 ging an die TP52 „Red Bandit“ für den sechsten Platz beim Rolex Middle Sea Race. Die weiteren Nominierten waren Jonas Hallberg mit seiner JPK 10.30 „Hinden“, Jens Kuphal mit der Landmark 43 „Intermezzo“, Daniel Baum mit der Swan 48 „Elan“ und Holger Streckenbach mit der TP52 „Imagine“
Selten war die Verleihung des Senatspreises German Offshore Award für die beste deutsche Hochseeyacht des vergangenen Jahres so spannend. Anders als im Vorjahr, wo Vendée Globe Bezwinger Boris Herrmann schon vor der Jurysitzung mit seiner seglerischen Meisterleistung unangefochten als Preisträger dieser großen Auszeichnung feststand, konkurrierten dieses Jahr sehr verschiedene Yachten, Kampagnen und Regatten um den Award.
Fünf Yachten waren für den Senatspreis nominiert: Die modifizierte Landmark 43 „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berliner Yacht-Club) für den Sieg bei der ORCi Europameisterschaft in der Klasse ORC B; die TP52 „Imagine“ von Holger Streckenbach (Greifswalder Yachtclub) für den neunten Platz bei der Langstreckenregatta Rund Gotland SRS sowie die TP52 „Red Bandit“ von Carl-Peter Forster (Bayerischer Yacht-Club) für den sechsten Platz beim Rolex Middle Sea Race. Wieder zum Kreis der nominierten Yachten gehörte auch die inzwischen 50 Jahre alte Swan 48 „Elan“ von Harald und Daniel Baum (Hamburger Segel-Club), die beim Pantaenius Rund Skagen Race gewann, sowie die JPK 10.30 „Hinden“ des erfolgreichen Doublehand Seglers Jonas Hallberg (Kieler Yacht-Club), der mit dem Schiff und seinem Segelpartner Till Barth die Doublehand Weltmeisterschaft für sich entscheiden konnte.
Stolzer Gewinner des Senatspreises war die TP52 „Red Bandit“, mit der eine sehr junge, überwiegend aus dem Bayerischen Yacht-Club stammende Crew im letzten Jahr äußerst erfolgreich an zahlreichen Regatten im Mittelmeer teilnahm und die Saison mit einem hervorragenden sechsten Platz beim „Rolex Middle Sea Race“ beendete. Dabei setzte sich das vierzehnköpfige Amateurteam gegen zahlreiche rein professionelle, international erfolgreiche Crews durch. Betrieben wird die TP52 „Red Bandit“, die ehemals „Mean Machine“ und später „Audi quattro“ hieß und 2008 gebaut wurde, von der eigens von Carl-Peter Forster gegründeten Forstar-Stiftung. „Mit der ‚Red Bandit‘ wird eine Yacht ausgezeichnet, die Nachwuchsseglerinnen und -seglern eine hervorragende Möglichkeit bietet, mit einem hochkompetitiven Schiff in der Ersten Liga des Offshore-Segelns anzutreten“, sagte Staatsrat Christoph Holstein in der seiner Laudatio. „Mit diesem Schiff wird erfahrenen Jollenseglerinnen und -seglern ermöglicht, ihr Know-how in einem für sie neuen Umfeld einzubringen, die seglerischen Fähigkeiten zu erweitern und echtes Teamwork zu erlernen.“
Mit lautem Jubel und sichtlich überrascht nahmen die Crewmitglieder der „Red Bandit“ den Senatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg, ein silbernes Tablett, entgegen. Dabei handelt es sich um einen Wanderpreis, in den bereits die Namen der in den vergangenen 15 Jahren mit diesem Preis ausgezeichneten Yachten eingraviert sind.
Den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt der 93-jährige Felix Scheder-Bieschin, der über Jahrzehnte als aktiver Regattasegler die deutsche Hochseeseglerszene prägte. Vor allem durch sein Engagement für die Jugendarbeit des Norddeutschen Regatta Verein (NRV), seine Unterstützung für den Hamburgischen Seefahrt (HVS) und die von ihm initiierte Stiftung Hochseesegeln leistet er seit Jahrzehnten einen großen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Ausbildung künftiger Segelgenerationen.
Die Laudatio auf den Grandsigneur des deutschen Hochseesegelns hielten Kirsten Harmstorf- Schönwitz, die im letzten Jahr den Lifetime-Award für ihre Verdienste als Skipperin und Mentorin für Frauen im deutschen Segelsport erhielt, und Arnt Bruhns, der in den 90er Jahren zahlreiche Regatten an Bord der „Vineta“ von Felix Scheder-Bieschin bestritt und 2019 mit dem Lifetime-Award für seine Teilnahme an der Route du Rhum ausgezeichnet wurde.
„Wenn schon der Vater bei olympischen Spielen eine Medaille gewinnt, kann der Sohn nur ein erfolgreicher Segler werden“, sagte Kirsten Harmstorf-Schönwitz in ihrer Laudatio in Anspielung auf die olympische Medaille des Vaters von Felix Scheder-Bieschin, die er 1936 vor Kiel ersegelte. „Bei dir an Bord gab es keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen, du hast mir das Steuer in die Hand gedrückt und mir Dein Schiff anvertraut.“ Arnt Bruhns, Skipper im Hamburgischen Verein Seefahrt, betonte: „Bei Felix an Bord haben wir gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Er hat uns gelehrt, Zutrauen in das eigene Können zu haben und uns jungen Erwachsenen ganz selbstverständlich sein Schiff eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt. Im Vertrauen darauf, dass wir wissen, was wir tun und uns immer seemännisch korrekt verhalten werden.“
Den Wehring & Wolfes Jugendpreis, übergeben von Rainer Kugler, erhielt dieses Jahr die Crew der „Wings of Wismar“ um Skipperin Jule Rohlf (Akademischer Segelverein Wismar) für ihre erfolgreiche Jugendarbeit und ihr gutes Abschneiden beim Commodore Cup von Kiel nach Travemünde. Diese, unter Führung des HVS von den großen norddeutschen Ausbildungsvereinen organisierte Regatta, richtet sich speziell an Nachwuchscrews. Letztes Jahr nahmen an der Regatta am ersten Oktoberwochenende Yachten mit gut 150 jugendlichen Seglerinnen und Seglern und jungen Erwachsenen teil.
Den Erfolg dieses neuen Regattaformats für den deutschen Offshore-Nachwuchs griff auch Mona Küppers, Präsidentin Deutschen Segler-Verbandes, in ihrem Grußwort auf. „Um das Seesegeln und vor allem die Ausbildung der nächsten Generation weiter zu fördern, wird der DSV für den Commodore Cup eine Yacht chartern und diese mit einer jungen, paritätisch besetzen Crew ins Rennen schicken“, kündigte sie unter dem Beifall der Anwesenden an.
Für ein Highlight des Abends sorgte Offshore-Seglerin Sanni Beucke, die mit einer eigens für den Abend erstellten Videobotschaft von Bord der „Holcim-PRB“ über ihre erste Etappe beim The Ocean Race berichtete. Die Kielerin, die bei den olympischen Spielen von Tokio zusammen mit Steuerfrau Tina Lutz die Silbermedaille im 49er FX gewann, berichtete von ständigen Trimmmanövern, kalten atlantischen Duschen und verriet, dass sie sich nach der Ankunft in Kapstadt am meisten auf eine Dusche freut.
Zur feierlichen Verleihung der Awards im Hamburger Rathaus waren rund 300 Seglerinnen und Segler, Förderer des Hochseesegelns und die Vorstände der großen Hamburger Segelvereine sowie Landesverbände eingeladen.
Der German Offshore Award wird jährlich für die beste deutsche Hochseeyacht bei internationalen Regatten von einer Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel Verbandes vergeben. Grundlage zur Ermittlung der siegreichen Yacht ist eine Formel, in die verschiedene Faktoren wie der Schwierigkeitsgrad der Regatta, die Anzahl der gemeldeten Yachten, die Wetter- und Windbedingungen sowie das Ergebnis im Gesamtklassement eingehen. Entscheidende Faktoren der Wertung sind die Länge der Regattastrecke in Seemeilen und die Anzahl der Konkurrenten.
Seit zehn Jahren leiteten Carl-Friedrich Schott und Dr. Friedrich Hausmann für die German Offshore Owners Association die Durchführung der Jurysitzung und der Veranstaltung im Rathaus. Der German Offshore Award wurde von Volker Andreae initiiert. „Entscheidend für eine transparente, faire Beurteilung der Leistungen der Yachten sind vor allem die Witterungsbedingungen während der Regatta“, betont Friedrich Hausmann, der aufgrund einer fiebrigen Erkältung nicht persönlich an der Veranstaltung teilnehmen konnte. „Seit Jahren unterstützen uns dabei Meeno Schrader und Sebastian Wache von der Firma Wetterwelt ehrenamtlich mit der meteorologischen Bewertung.“ Zum Dank für die Unterstützung des German Offshore Award von Beginn an erhielten beide einen Erinnerungspreis.