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Light Winds - easy Sailing

Für die erste Crew der Haspa Hamburg steht ein Appartement wenige Gehminuten der Chaffers Marina Wellington bereit. Die Tage in Neuseeland beginnen jeweils um 9 Uhr an Bord mit der Frühbesprechung. Es gilt eine lange Liste diverser Bastelarbeiten durchzuführen, eh mit ernsthafterm Training begonnen werden kann. Vom Putzjob bis zum Programmieren der aufwändigen Bordelektronik ist alles dabei. Inspektor Johan und Chriggel stehen ständig mit Gott und der Welt per Handy in Kontakt, um alles zu koordinieren. Als handlungsbedürftig erweist sich die eingangs beschriebene Elektronik. Ergänzend finden technische Einweisungen der Crew in alle Details des Schiffes statt, bei der weitere erforderliche Änderungen ans Tageslicht gefördert werden.

Am 24.12. startet das erste SeaTrial unter HVS Flagge in der Bucht von Wellington. Der Wind weht moderat aus Norden. Die Abstufung der Vorsegel ist gewöhnungsbedürftig: Es gibt eine Medium, eine Heavy und eine Genua IV, die bis 29 Knoten reicht. Danach gibt es nur noch das Sturmsegel für dem Amwinder. Dies wird übrigens nicht am Vorstag gefahren, sondern an einem eigenen, zu setzenden Stag, gut 1 Meter weiter achtern. Chriggel lässt Genua IV und volles Gross setzen. Das Gross ist mit 97qm gewaltig und will sauber eingestellt werden. Durch den langen Mast und den relativ hohen Segeldruckpunkt neigt das Schiff bei mittleren Winden fix bis zu einem gewissen Punkt, ab dem es recht Kränkungsstabil ist. Die Haspa fährt gut um die 8 Knoten auf der Kreuz.

Zeit für die Kites, wie die Gennaker von den Kiwis genannt werden. Das Schiff verfügt über 4 Stück, welche allesamt ausschliesslich über den Bugspriet gefahren werden. A1-A3 haben jeweils 100%, was immerhin stolze 250qm sind, der A5 80%; laut Spezifikation sollte dieser somit bis 35 Knoten zu segeln sein. „Sail it, until you get scared,“ lautet die Aussage des Segelmachers zum zulässigen max Wind. Wem die Downwinder ohne Spibaum zu langweilig sind, der kann zudem gerne noch das Spaysail setzen, eine Art Kuttersegel aus Spituch, welches zwischen Gennaker und Gross gesetzt wird, und somit mehr Tiefe und auch Speed ermöglichen soll. Besonders dieser Konstellation erfordert sicher noch viel Training, um wirklich das volle Speedpotential ausschöpfen zu können. Zunächst sieht es lediglich beeindruckend aus, mit gutem Willen geht die Logge auch um 0,2 Knoten hoch, was bei den wechselnden Windern in der Bucht schwer festzulegen ist. Mit der Besegelung sollten Downwinder über 10 Knoten selbstverständlich werden. Zum Bergen dient eine Dyneema Leine von der Segelmitte gut einen Meter über dem Unterliek, welche beim Segeln in einer kleinen Tasche am Segelvorliek aufbewahrt wird. Nettes Feature, doch auch das will trainiert sein, damit die Leine nicht ständig durchs Wasser hinterher geschliffen wird. Hinter dem vollen Gross stellt ein Spiberger ins Vorluk jedoch ohnehin keine grosse Hürde dar.

Nach 4 spannenden Stunden auf See geht es zufrieden und von der Sonne gut angebraten zurück in den Hafen, denn schliesslich ist Heiligabend. Dort angekommen zaubert Alexa als besondere Überraschung sexy Weihnachtsmannkostüme und ein Engelskostüm aus der Tasche- es ist Fototermin- die Bilder sollten inzwischen landläufig bekannt sein. Dem Anlass angemessen wird der Segeltag bei Gin Tonic an Bord abgerundet, zu dem sich auch Werftchef Paul nebst Gattin gesellen.

Heiligabend wird stilsicher bei festlichem Essen im Appartement gefeiert. Es gibt verschiedene Braten vom feinsten von Alexa zubereitet. Es folgt ein Julklapp zu dessen Vorbereitung ein jeder für ein anderes – vorab ausgelostes- Crewmitglied ein Geschenk kaufen und ein Gedicht schreiben sollte. Beides war durchweg liebevoll getextet und ausgesucht und wurde unter einem von Hetti gebastelten Weihnachtsbaum aus Kreppapiert gelegt. So war der Heiligabend am anderen Ende der Welt extrem schön und harmonisch und als die Crew in der Nacht von den Ereignissen des Tages erschöpt in die Kojen fällt, beginnen fern in der Heimat gerade die ersten Vorbereitungen für die heilige Nacht. Neuseeland liegt nun mal in der Zukunft.

Martin Röhrig