Reisebericht HASPA HAMBURG aus Feuerland
Am Montagabend erreichten wir einen Liegeplatz in einer engen Bucht, von dem so mancher Tourensegler sein Leben lang träumen würde: Anlegen längsseits an einem Felsen, der weit höher ragt, als unser Mast! Aber Vorsicht, an Land gehen von Bord aus geht nicht, weil der Fels fast senkrecht nach oben ansteigt, entsprechend verläuft er auch unter Wasser. Vorleine und Achterleine (jeweils 80 Meter lang) an irgend einen knorrigen Baum gebunden und den inzwischen bewährten schottischen geschmiedeten Pfluganker quer zur Schiffsrichtung ausbringen (mit dem Schlauchboot), und fertig ist der perfekte Liegeplatz! Das Ganze als Entschädigung für unseren vermutlich letzten Kreuz-Tag, heraus aus dem Beagle-Kanal und mit Pazifik-Blick hinein in die Magellan-Straße! Die Kreuz hatte wieder einmal jede Form von Wetter anzubieten, gerne mit Regen aus tief fliegenden Wolken, aus denen es gerne reichlich regnete, uns aber dann auch wieder mit höchst eindrucksvollen Regenbögen entschädigte. Dies natürlich nur für diejenigen, die alles angezogen hatten, was die persönliche Garderobe zu bieten hatte: nur die Harten kommen inn Garten Vincent hätte mit seinem maritimen Integral-Helm hohe Mietpreise erzielen können. Laut eigener Auskunft war dieser Helm sein bestes Ausstattungs-Stück für den Southern Ocean. Aber auch sonst gab es mehr oder weniger spektakuläre Verkleidungen, um Gesichter und Hände gegen fliegendes Wasser zu schützen. Sonnencreme (noch immer reichlich an Bord!) wäre eine völlig verfehlte Anwendung gewesen. Insgesamt ist das Segeln zum westlichen Ausgang des Beagle-Kanals vergleichbar mit dem Segeln auch einem der schottischen LOCH xxx Seen: rauhe Landschaft mit vielen kleineren und größeren Inseln und den entsprechenden Winddrehern um einen herum.
Heute Morgen haben wir dann unsere kleine Privat-Bucht mit dem vom E-Motor getriebenen Schlauchboot erkundet (Fotos für den Kalender der Segelgruppe schon einmal einplanen!) und vom gegenüber liegenden Ufer eine kleine Bergsteiger-Tour durch wildestes und scheinbar unberührtes Land unternommen. Trotz wieder einmal schneller und feuchter tief fliegender Wolken eine beeindruckende Ausblick-Erfahrung, gerade, wenn man unsere HASPA Hamburg weit unten in der Ferne wie ein Spielzeug-Boot liegen sieht. Vielleicht ein schönes Szenario für das Miniatur-Wunderland?
Man kann bei solchen Betrachtungen aber auch philosophisch werden. Dem Berichter ging jedenfalls durch den Kopf, wie beeindruckend diese wilde und irgendwie auch abweisende Landschaft doch ist, und wie klein wir alle darin erscheinen müssen. Wir alle sind, jeder für sich, irgendwie Gäste auf der HASPA Hamburg, und sie kommt uns als autarke und seetüchtige Einheit groß vor. Diese erscheint mit uns aber auch wieder bei Betrachtung von außen so klein und unbedeutend , dass man bei (ge)rechter Betrachtung um demütige Empfindungen gar nicht herum kommt.
Der Tag unter Segeln brachte uns erstmalig raume Winde ein und führte uns so von Westen her in den Cockburn Kanal, einer Verlängerung der
Magellan-Straße. Natürlich bei Wetterbedingungen, die nichts für Warmduscher sind: Wer an Deck nicht gebraucht wurde, fand immer einen Grund für einen Aufenthalt unter Deck. Also war das Tages-Highlight ein Liegeplatz in unmittelbarer Landnähe bei extrem klarem Wasser. Festgemacht haben wir mit vier Landleinen ohne Anker! Es kommt einem wie Parken in einer offenen Garage vor. Wie an vielen dieser spektakulären Liegeplätze hier in der Gegend findet man an Bäumen oder Felsspalten angebrachte Festmacher-Leinen: Service auf chilenische Art für die wenigen Segler!
Bezogen auf die Liegeplätze dieser Gegend entstand eben der schön platt anmutende Tagesspruch manchmal ist auch das Ziel der Weg. Zum Abend-Mahl gab es Thunfisch, gemischt aus der Bilge Grüße von der HASPA Hamburg mit Chriggel, David, Vincent, Helmut, Davina, Torben, René, Jonas, Jan und Alexander