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Tag 1: Der dicken Bertha hinterher

Liebe Daheimgebliebene,

zur Zeit segeln wir bei nur 20 kn unter JibTop und nur einem Reff im Groß der dicken Bertha hinterher, um nicht den Anschluss an den Wind zu verpassen, aber erst einmal der Reihe nach: Am Montagmorgen war der ersehnte Starttag. Dadurch, dass wir fertig vorbereitet waren, konnten bei dem einen oder anderen Crewmitglied doch deutliche Anzeichen von Aufregung festgestellt werden. Diese legten sich zum Glück mit dem Ablegen und wir konnten uns bei den anderen Regattateilnehmern einreihen, um durch das "IdentityGate" zu fahren, bevor wir die Segel setzten. Was sind das für Schiffe, gegen die wir diese Regatta segeln dürfen! Unseren Start fuhren wir sicher, waren aber vor der Varuna über der Startlinie und guckten uns das Treiben um uns herum an, bevor wir von der G4 auf den A4 wechselten und das Feld von hitnen aufrollten. Was für eine Kulisse, die Volvos, die 10 Minuten nach uns starteten und uns in kürzester Zeit überholten, das Presseaufgebot an Schiffen inkl. eines Hubschraubers - die Stimmung war atemberaubend und wurde noch dadurch angeheizt, dass wir angesichts des Windes häufig mit Geschwindigkeiten jenseits der 16kn unterwegs waren. Bald mussten wir auf die JibTop wechseln, um den zweiten Wegpunkt am Ausgang des Solents zu erreichen. Eine Segellatte im Großsegel machte uns Sorgen, so dass Marvin kurzfristig, um es noch im Solent zu schaffen, in den Mast ging, um diese zu fixieren. Die Reise ging weiter und die ersten Stunden waren geprägt von Segelwechseln, Topspeeds von über 22kn, auch unter später Touren G4,5 - unserem absoluten Backupsegel, dass uns treue Dienste erweist. Bisher haben wir das Großsegel auch noch nicht ausgerefft gesehen. Es ist einiges los und wir sind unter kleiner und händelbarer Besegelung unseren direkten Gegnern auf den Fersen, hoffen wir, da die BvBRng-Anzeige aufgrund der Entfernung zueinander keine Angaben mehr machen kann. Die Nacht war ob des Kurses zu Wind und Wellen anstrengend für Mensch und Material. Taktisch hat unser Navigator eine geniale Abkürzung ausgetüfftelt und Katrin dort hindurchgelotst, was uns eine kürzere Strecke gebracht und uns den Gegenstrom hat umgehen lassen. Tipp für Insider - wir sprechen von den "Goodwind sands", wo man wohl so einiges gewinnen kann. Die Nacht unter G 4,5 und dem gerefften Groß können wir einfach nur als anstrengend und kalt beschreiben. Nun haben wir uns langsam an das ständig nasse Schiff bei den übersteigenden Wellen gewöhnt und auch an die Tatsache, dass ständig jemand mit einem Schwamm und einer Pütz durch die Haspa robbt. Sogar die Koje von Felix und Katrin wird immer mal wieder geduscht, weil durch Grinder und Winsch das Wasser hereinplätschert. Unser Watermaker funktioniert, dafür hat die Thermoskanne die erste Nacht nicht überlebt, aber irgendwas ist ja immer. Einige von uns hatten die Ölhose nach dem Start nicht mehr aus, aber das ist ok und neben der Gelassenheit des Bordlebens ist auch eine Zufriedenheit eingekehrt. Heute Mittag hat Felix das Tagesetmal der ersten 24 Stunden verkündet: 275 sm und Hetti durfte die Nr.1 unseres Racekalenders, der uns als maximale Reisedauer 9 Tage vorgibt, öffnen. Die Gummibärchentüte war in Sekundenschnelle inhaliert. Danach ging endlich die JibTop hoch und wir düsen nun gen Shetlands. Die Wachübergabe mit Marvin, Johannes, Felix und Katrin endete gerade mit den Worten eines Wachführers: "Übrigens Topspeed 18,1 kn - Pause - de moi"

Stürmische Grüße,

Katrin mit Felix, Marvin, Johannes, Hetti, Gustav, Tim, Michael, Martin, Moritz und Holger

 

55°06,51 N 001°15,18 E

JibTop und Groß im 1. Reff