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Vom Ballermann zur Sansibar in 5 Minuten 4. August in Rio

Heute haben wir mal der guten Stube von Rio unsere Reverenz erwiesen. Mit der nagelneuen U-Bahn in 30 Minuten quer durch die Stadt. Übrigens: die U-Bahnhöfe sind deutlich sauberer, größer und moderner als die in Berlin, Hamburg und München, und die Waggons in Deutschland wirken oftmals wie aus der Nachkriegszeit verglichen mit denen hier in Rio.

Die gute Stube ist natürlich die weltbekannte „Copacabana“. Das ist ein von Hotels und Apartmenthäusern gesäumter kilometerlanger und superbreiter Sandstrand mitten in der Stadt. Ein sechsspuriger Boulevard bietet hinreichend Raum zum Ausführen schöner (oder auch weniger schöner) Automobile. Das Salz in der Verkehrssuppe sind aber die Motorräder die wie Hummeln zwischen den oft im Schritttempo fahrenden Autos herumfahren. Bemerkenswert auch die mehrspurigen Fahrradwege, auf denen normale und E-bikes die braungebrannten Schönheiten männlichen und weiblichen Geschlechts in Badekleidung zu ihren bevorzugten Standabschnitten („Postos“ genannt) bringen.

Hier pulsiert das Herz von Rio, und nicht nur die mit Nummern versehenen Strandabschnitte erinnern an das den Deutschen schon fast heimische Mallorca. Auch ist das kulinarische Angebot durchaus vergleichbar: die Bars bieten überwiegend Pizza und Faßbier. Aber damit sind die Ähnlichkeiten auch schon fast erschöpft. Das Publikum in Rio ist deutlich ansehnlicher. Oftmals schon von der Natur her mit einem kaffeebraunen Teint gesegnet bewegen sich hier überwiegend hübsche Menschen am Strand. Auch das durchschnittliche Körpergewicht und die allgemeine Erscheinung weichen vom oftmals übergewichtigen und entweder bleichen oder rotverbranntem Besucher des „Ballermanns“ ab.

Das mag auch daran liegen, dass am Strand von Rio überall Sport getrieben wird. Alle paar Meter findet sich eine „Fitness Station“ mit Reckstange, Drückbank und allerlei anderen „Foltergeräten“. An denen sind von morgens bis abends auch wirklich Leute am Trainieren. Daneben ist der Strand von Volleyballnetzen überzogen, an denen das hier besonders beliebte „Fußvolleyball“ gespielt wird. Eine verschärfte Variante des „Beach Volleyball“, bei der der Ball anstatt mit den Händen nur mit den Füßen oder mit dem Kopf gespielt werden darf. Akrobatische Fallrückzieher sind hier eine vielbenutzte Spielfigur.

Am westlichen Ende der Copacabana steht eine Festung, in der in trauter Nachbarschaft der Russische Verband und das IOC ihr Quartier haben (ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

Jenseits der Festung beginnt der Strand von Ipanema. Die ist das Revier der „Garota de Ipanama“, jener langbeinigen Schönheit, die den Komponisten Antonio Jobim in der heute noch erhaltenen Strandkneipe zu dem weltweit erfolgreichen Gassenhauer „Girl of Ipanema“ inspiriert hat (bis heute finden es die Cariocas etwas verstörend, dass dieser Song erst so richtig in der Version von Frank Sinatra abgehoben hat). Aber sei’s drum. Ipanema ist Ipanema und langbeinige Schönheiten gibt es auch heute noch reichlich hier.

Allerdings sind Pizza und Faßbier hier Seafood und Weiswein gewichen, und am Strand wird weniger Volleyball gespielt sondern eher gesurft. Auch finden sich oben an der (hier nur noch einspurigen) Straße weniger Badeschlappen und T-Shirts sondern eher schicke Paeros, Chinos und Todds. Man ist also quasi von Malle nach Sylt gewechselt.

Atemberaubend ist nach wie vor die Natur! Der Atlantik rollt hier mit hohen Wellen an, die von der Landspitze „Apoador“ noch für die Surfer besonders schön aufgestylt werden. Vorgelagerte Inseln und tropische Berge in der Ferne vervollständigen das zauberhafte Panorama. Zu allem fast unerträglichen Überfluss vergoldet die sinkende Sonne die ganze Szenerie gen späten Nachmittag auch noch.

Allerdings ist auch hier leider um 18:00 Uhr die Sonne weg, und wir machen uns auf den Weg zurück nach Niteroi.

Boa Noit Almanha