Zum Hauptinhalt springen

Rund Skagen: HASPA vs. Desna #2

Nach Skagen entfacht ein heißes Battle zwischen der HASPA und der Desna. Können wir vorbeiziehen?

Der zweite Morgen 0600 Uhr: Skagen liegt eine Stunde hinter uns - Wachwechsel. Wir rauschen mit 11kts Richtung Süden. Vorne weg fährt die Desna, ein Frachter passiert uns an Backbord. Währenddessen an Deck, tobt der Spirit. Wir sind wieder heiß, in der letzten halben Stunde wird das kleine schwarze Segel am Horizont immer größer, wir holen auf.

Das Salz auf dem Lenkerband glänzt in der Sonne. Beim anfassen beißt sich das Ruder in die Hornhaut. Wir haben Druck in der Karre und reachen 2kts schneller als die Konkurrenz.

 

„Die Main Schot gibt einem Peeling und einer kotzt über die Reeling“ - Lorenz sitzt seit ner halben Stunde am Main neben mir und spittet wieder Moneyboy lines. Die Stimmung hervorrangend. Es wird gelacht und konzentriert gesegelt.

 

Mittwoch 0920 Uhr: Wir lassen Læsø links liegen. Die Desna nurnoch eine Meile vor uns, fest im Vesier der Crew. Mittlerweile steht die G3 schon über 16 Stunden im Tuffluff und zieh uns nach vorne. Der Wind geht immer wieder hoch auf 20 Knoten. Wir reffen ein und wieder aus. Mittlerweile gehört das zu jeder Morgenroutine nach der Freiwache.

 

1300 Uhr: Anholt müsste irgendwo im Osten liegen. Wir bleiben aber weit im Westen unter Jütland. Desna liegt jetzt hinter uns. Weiter geht’s!

Aus dem Niedergang riecht es nach frischer Chilli sin Carne. Der Skipper hat gekocht. Zwei große Töpfe müssen die Crew durch die letzte Nacht bringen.

 

1430 Uhr: Jetzt wird es taktisch herausfordernd. Julius hat auf dem Laptop verschiedene Strömungskarten geöffnet. Ich lege mich in Luv auf den Stringer neben die Navi. Keine Koje in Luv mehr frei! Skipper und Navigator tüfteln an der Anfahrt zum großen Belt. Der Gegenstrom nimmt zu. Aber wir sind schnell! Wenn ich wieder aufwache sollten wir die Große-Belt-Brücke hinter uns gelassen haben.

 

1915 Uhr: „Bitte keinen Sonnenschuss unter der Brücke!“ Die Crew lacht! In der Abendämmerung passieren wir auf der Westseite. Jetzt nochmal volle Konzentration. Jeden zehntel Knoten mitnehmen! Speed ist jetzt entscheidend. Heute Nacht wird uns eine Flaute erwarten. Spätestens um 0200 Uhr werden wir stehen. Dann müssen wir aus dem Gegenstrom raus sein und den Belt hinter uns gelassen haben. Das könnte uns einen großen Vorteil gegenüber der hinter uns liegenden Schiffe bringen. Auch am dritten Tag heisst es: Push! Push! Push!

 

2200 Uhr : Wir halten uns östlich im Belt. Hier ist deutlich weniger Strom. Ob die Entscheidung sich auszahlt werden wir sehen. Auf jeden Fall war sie mutig, wir sind das einzige Schiff, das diese Taktik fährt.

 

20 Minuten später überschlagen sich die Ereignisse. Kurz vor der Flaute frischt der Wind nochmal kräftig auf und dreht. Endlich wieder ein Vorsegelwechsel! Die G3 klebt bestimmt schon fest. Jibtop und Staysail gehen wieder hoch. Das Setup kennen wir aus der ersten Nacht sehr gut. Die Performance stimmt sofort.

 

0030 Uhr: Bisher funktioniert unsere Taktik. Der Reach hat uns nach vorne gebracht. Aber der Wind wird immer weniger.

 

0150 Uhr: Zum Ende der Wache muss die Jibtop wieder runter. Der A2 geht hoch und wir kreuzen den Belt. Jetzt nochmal in die Koje. Vorher gibt es lauwarmes Chilli mit einer Decke aus Röstzwiebeln und Reibekäse. Jetzt genau das richtige!

 

Eine Stunde später wird’s richtig spannend. Nur noch die Strömung drückt uns Richtung Westen. Überraschend, aber gut für uns. Es herrscht toten Stille. Nur in der Ferne wummert ein Schiffsdiesel. Gerade so lassen wir das Fahrwasser hinter uns. Drei Frachter ziehen Achteraus durch. Puuuhhh!Die Nacht wird noch lang.

 

0524 Uhr: Mittlerweile haben wir nur noch die G2 als Windseeker oben. Endlich setzt neuer Wind ein. 3knt, 4knt, 6knt… Nun auf neuem Bug, der Code0 wird hochgerissen. Alle Leichtwindsegel in einer Nacht! Unter Deck fängt es wieder an zu Rauschen. Beruhigend.

 

0600 Uhr: Ich reibe mir die Augen und gucke aus dem Niedergang. Die Sicht ist schlecht, es nieselt. Der Leuchturm Langeland-Süd schimmert weiß durch die Nebelwand. Aber auch ein dunkles, schwarzes Segel ist achteraus wieder zu sehen. Die Desna hat aufgeschlossen.

Plötzlich springt die Windanzeige hoch. Der Code muss schnell runter. Unter G2 fahren wir als erstes wieder los. Desna verschwindet im Nebel.

Nur noch 25 Meilen ins Ziel!