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Eine unerbittliche Seglerei in den schwedischen Sommer

Zwei Wochen voller Wind, Wellen, Wunder und spannenden Manövern: von Kiel in die Stockholmer Schären, mit Regatten und unvergesslichen Momenten

Unsere Reise begann mit einer traumhaften Überführung: Zwei Tage lang von Kiel nach Visby auf Gotland. Achterliche Winde trieben uns voran und es war auch nachts so hell, dass wir die Taschenlampen getrost vergessen konnten. Bordesholm ließen wir steuerbord liegen und rasten weiter, bis wir erst nach etwa 250 Seemeilen unser erstes Segelmanöver fuhren. Caspar versorgte uns jeden Morgen mit frisch gebackenem Brot, was die Stimmung an Bord auf Wolke sieben hob.

 

In Visby angekommen, stürzten wir uns erst mal ins Wasser. Danach gab's eine Stadttour mit Mini-Präsentationen zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten, sodass wir auch die kurze Zeit voll nutzen konnten. Abends genossen wir das Essen auf der Pier. Den folgenden Tag ließen wir ganz in Ruhe angehen und nachdem wir endlich das Flautenfenster perfekt abgewartet hatten, legten wir um 2100 ab und segelten in Richtung der Stockholmer Schären. Mit dem A6 flitzten wir über das Wasser, mussten ihn aber bergen, um nicht zu früh in der Nacht anzukommen. Mit dem Sonnenaufgang und nach vielen Halsen durch die Schären erreichten wir schließlich am Mittwoch gegen Nachmittag Saltsjöbaden.

 

Dort angekommen wurde erstmal ordentlich eingekauft und viel geschwommen. Die Mutigen unter uns – Tom, Finn und Seb – sprangen sogar vom 12-Meter-Turm. Für den Donnerstag war eine Trainingseinheit für das Archipelago-Race geplant. Also legten wir gegen 1000 ab und verbrachten den Tag mit intensivem Training. Nebenbei liefen die Vorbereitungen für unsere erste Regatta auf Hochtouren. Anschließend grillten wir in einer kleinen Grillhütte am Steg und beschlossen, noch einmal kurz abzulegen und den Abend für eine Surfsession zu nutzen. Ein Bodenbrett wurde am Fall angebracht und ein Großteil der Crew versuchte sich am Surfen. Dies funktionierte erstaunlich gut :).

 

Der Regattastart am Freitag um 1100 war traumhaft. Mit Andreas, Tom und Lorenz hatten wir ein Dream-Team für Navigation und Taktik mit an Bord. Das Race war sehr sportlich und fordernd im Schärengarten und brachte alle Crewmitglieder vor der Großschot und besonders im Bow teils schwer ins Schwitzen.

 

In Sandhamn angekommen wurde uns ein Liegeplatz direkt vor der Bühne zugewiesen, wir zogen jedoch den ruhigen Platz auf Telegrafenholmen vor und ließen den Tag bei einem Crew-Event auf Lökholmen mit Siegerehrung und anschließendem Saunagang und Schwimmen ausklingen.

 

Der Lay-Day auf Telegrafenholmen stand ganz im Zeichen der Vorbereitung für die große Regatta Gotland Runt. Diverse Arbeiten am Boot wurden erledigt und alles unnötige Zeug flog über Bord – na ja, fast, jedenfalls in den Dock Bag. Abends wurde im Cockpit Fußball geschaut und dann ging’s früh ins Bett, um für den nächsten Tag ausgeschlafen zu sein.

 

Am Sonntag waren wir alle motiviert bis in die Haarspitzen, doch dann der Schock: eine Grundberührung, die uns ein Rennen unmöglich machen würde. Daher mussten wir die Regatta noch vor dem Start schweren Herzens abbrechen. Enttäuscht, aber nicht entmutigt, machten wir das Beste daraus. Anstelle der Regatta ging’s zurück nach Saltsjöbaden, wo die Haspa am nächsten Tag in der Werft begutachtet werden sollte. Die Überfahrt war nass und windstill – nicht gerade ein Stimmungsaufheller, aber der gemeinsame Youtube- und Spieleabend riss es wieder raus.

 

Während die Hälfte der Crew den Montag bei der Werft verbrachte, um auf Hochtouren daran zu arbeiten, das Boot wieder fit zu machen und alle nötigen Inspektionen durchführen zu lassen, konnte der Rest der Crew Stockholm unsicher machen: Vasa-Museum, Kanelbullar und ein gemeinsames Abendessen ließen die Stimmung wieder steigen. Den Abend krönte die Nachricht, dass wir am nächsten Tag schon wieder an Bord dürfen und die Reise weiterführen können.

 

Dienstag segelten wir nach Nynäshamn und meisterten die spannende Kreuz durch die Schären mit Bravour. Abends gab’s wieder einen Spieleabend.

 

Mittwoch machten wir einen Ausflug nach Lövhagen ins Naturschutzgebiet. Unterwegs entdeckten wir einen Segelclub und liehen uns fünf Optimisten für eine kleine Regatta. Tom und Anouk fuhren allen davon und holten sich den Sieg, sehr zur Begeisterung der Kinder im Segelcamp. Nach einem Nickerchen auf einem Steg in Lövhagen packte uns die Segelmotivation erneut und wir beschlossen, noch eine Nachtfahrt zu unternehmen. Deswegen ging es daraufhin schnell zurück zur Haspa.

 

So hieß es um 2100 Uhr wieder „Leinen los“ und wir begaben uns auf den Weg zur nördlichsten Tonne, die wir eigentlich bei der Regatta hätten runden müssen. Nach der Tonnenrundung um 0100 Uhr ging’s zurück nach Saltsjöbaden, wo wir eine letzte, wunderschöne Kreuz durch den Schärengarten genossen.

 

In Saltsjöbaden erledigten wir am Donnerstag die Einkäufe für unseren Grillabend. Am Freitag war Großputz angesagt, den wir pünktlich zum Fußballspiel um 1800 Uhr abschlossen. Danach wurde im Grillhäuschen geschlemmt und der Abend mit einem Spieleabend ausklingen gelassen. Am Samstag genossen wir ein letztes gemeinsames Frühstück und traten dann die Heimreise an.

 

Insgesamt legten wir stolze 745 Seemeilen zurück und sammelten unvergessliche Erinnerungen und lehrreiche Erfahrungen.

 

Eure Non Gotland Runt aber dafür Archipelago Race Crew,

Andreas, Tom, Seb, Lorenz, Ole, Finn, Florian, Tjark, Caspar & Anouk

 

 

(thank you to KSSS for allowing us to use the first picture)