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„Ab in den Süden“

Haspa mit Iona in Stavanger

Nebel vor Stavanger

Die Crew im Bunker auf Helgoland

Auch unseren dritten und letzten Zwischenstopp in Bergen nutzten wir ausgiebig. Wir erstürmten die Überreste der Bergener Festung, proviantierten für die zweite Woche des Törns, kamen endlich einmal wieder in den Genuss eines Landstromanschlusses und füllten unseren Dieseltank auf. An der Tankstelle trafen wir auch die für uns neue Schiffsgattung des Yacht Support Vessels samt der dazugehörigen Yacht des Gründers eines beliebten Messaging-Dienstes wieder. Das Duo hatte uns bereits zwei Nächte zuvor während unserer Ankerwache im Sognefjord passiert.

 

Anschließend brachen wir auf in Richtung Stavanger und wechselten zum ersten Mal ins Wachsystem – für einige Crewmitglieder eine ganz neue Erfahrung und eine gute Eingewöhnung für den folgenden langen Schlag nach Helgoland. Zunächst führte unsere Route durch einen erstaunlich schmalen Fjord, der bei Wind von achtern und den schnellen Fähren Geschick am Steuerrad erforderte. Am Abend passierten wir dann die Industriestadt Haugesund und schauten vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise doch etwas neidisch auf die reichlich vorhandenen LNG-Terminals. Schließlich brach die Nacht herein, aber Dunkelheit wollte sich nicht so richtig einstellen. Erstaunt stellten wir fest, dass die Abenddämmerung nahtlos in Morgendämmerung übergeht. Auch der tiefstehende, fast volle Mond trug zur stimmungsvollen Beleuchtung bei. So erreichten wir im Morgengrauen den Stadthafen von Stavanger, wo die Musik einer angrenzenden Bar das Motorgeräusch unseres Anlegemanövers übertönte.

Der darauffolgende Tag begann mit dem beeindruckenden Anblick der P&O Iona, dem zur Zeit größten in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiff. Bei ungetrübtem Sonnenschein brachen wir von unserem zentral und sehr schön im Herzen von Stavanger gelegenen Liegeplatz zu einem Stadtrundgang auf, trafen alte Bekannte von der Elbe und erstanden letzte Souvenirs aus Norwegen, bevor wir am Abend mit Ziel Helgoland ausliefen.

 

Eisiger Nebel zu Beginn machte sorgfältiges Navigieren erforderlich, doch die Stimmung in der Crew war gut, denn das Motto lautete: Ab in den Süden! Auch wenn Helgoland nicht mit mediterranen Temperaturen aufwarten kann, konnte es doch nur wärmer werden. Mit wachsender Entfernung von der Küste lichtete sich der Nebel und auch der Wind wurde besser. So kreuzten wir in die erste Nacht. Mit jedem Breitengrad wurde es spürbar wärmer, aber auch dunkler. Für Erhellung sorgten lediglich die vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiffe. Unbeeindruckt davon lief das Wachsystem reibungslos und erlaubte theoretisch bis zu 12 h Schlaf am Tag – mehr als in unserem Alltag. Man muss lediglich das Knarzen der Schoten auf den Winschen, das Rattern des Grinders und das Stampfen des Schiffes in den Wellen ausblenden. Unser wachfreier Skipper Felix sorgte zudem hervorragend für unser leibliches Wohl. Sogar eine kleine Gruppe Delfine schien davon angelockt zu werden und begleitete uns für ein paar Minuten.

 

Obwohl Kurs und Wind noch immer nicht für das Setzen des Gennakers reichten, kamen wir gut voran und am zweiten Morgen kamen zuerst einige Windparks und schließlich Helgoland in Sicht, wo wir im Südhafen festmachten und Wibke von der Vorcrew uns bereits mit dem obligatorischen Anlegerbier erwartete. Bei sommerlichen Temperaturen stellten wir fest, dass es tatsächlich seit Verlassen von Bergen nicht mehr geregnet hatte. Später erkundeten wir das Unterland und ließen den Abend bei Helgoländer Eiergrog ausklingen.

Sicherheit ist an Bord von größter Bedeutung und so nutzten wir den Ruhetag auf Helgoland unter anderem für eine gründliche Prüfung aller Rettungswesten sowie zur Planung der letzten Etappe nach Glückstadt unter Berücksichtigung der Tide, Strömungen und Öffnungszeiten des Sperrwerks. Aber auch die Freizeitgestaltung kam nicht zu kurz: Freibadbesuch, Bunkerführung, Inselwanderung über das Oberland und das Shoppen inseltypischer Produkte - das Komplettpaket Helgoland. Und am Abend bewiesen wir mit einem saftigen Rinderfilet, dass Schiffsküche nicht nur Pasta Pesto hervorbringen kann.

 

Auf unserer letzten Etappe offenbarte sich vor Helgoland zunächst durch unzählige, auf Reede liegende Frachtschiffe, wo unsere Lieferketten derzeit haken. Aber auch die Verkehrstrennungsgebiete vor der Küste waren gut frequentiert und ließen das Funkgerät nicht zur Ruhe kommen. Guter Wind von achtern zusammen mit den schiebenden Wellen und dem mitlaufenden Strom führten zu Rekordgeschwindigkeiten und ließen uns schließlich pünktlich in Glückstadt ankommen.

 

Viele Grüße glücklich aus Glückstadt von Caro, Julius, Mats, Lukas, Holger, Felix Davina und Matthias