Zum Hauptinhalt springen

AF Offshore Race Teil 1

Gotland Runt eine Leichtwindregatta – oder erstens kommt es anders zweitens als man denkt…

Der Start war spannend und barg die eine oder andere Überraschung: Die 12 startenden Boote unserer Gruppe fanden sich in der Startbox, wir positionierten uns zunächst defensiv um mit freiem Wind starten zu können. Dieser freie Wind von Steuerbord brachte uns nur leider nichts, da sich eine Minute vor dem Start zwei Boote vor uns "küssten" und wir ausweichen mussten, um uns aus der brenzligen Situation freizuhalten. Darauf folgte eine anspruchsvolle Kreuz durch die Schären bei sehr leichten und drehenden Winden. Es wurde wieder mal bewiesen, dass die Schweden ihr Heimrevier mit allen Tücken und Winddrehern sehr gut kennen. Die Latona und Almost Nothing erarbeiteten sich schnell einen Vorsprung, sodass wir sie bald nur noch auf dem AIS tracken konnten.

Wir passierten Sandhamn zum ersten Mal nach gut sechs Stunden und genossen unsere vorgekochte Bolognese (für Teile der Crew zum ersten Mal). Mit vollem Magen starteten wir in das sorgfältig ausgeklügelte Wach- und Kojenbelegungssystem um 20:00 Uhr, welches immerhin für die Dauer einer Wache hielt. Nach dem Passieren von Almagrundet nahmen wir Kurs auf Gotland.

Bei zunehmenden Winden und Welle erfolgte um 22:00 der erste Wachwechsel und die Sonne verschwand hinter dem Horizont. Das Schöne an den nördlichen Breiten ist, dass es nie ganz dunkel wird - der blaue Streifen der Dämmerung am Horizont wandert einfach herüber. Wir konnten uns langsam vom Feld absetzen und waren unter den ersten 15 segelnden Booten. Das breite Feld der kleineren Boote hinter uns im Horizont und die "Big Boat" Class und die Latona recht voraus.

Um 23:30 Uhr zog eine zunächst harmlos ausschauende Front aus Gotland auf uns zu. Viele an Bord mussten mit der hackigen und stolperigen Welle kämpfen, Lieblingsspots zum Verweilen waren die Plätze achtern neben den Rettungsinseln. Die Front entpuppte sich als sehr tückisch. Wir fuhren unter vollem Groß und G3 als der Wind auf über 30 Knoten aufdrehte. Gemäß guter Seemanschaft refften wir zunächst einmal, übersprangen die G4 und setzen sofort die G5. Nachdem in Spitzen 38 Knoten Wind gemessen wurden, wurde Reff 2 und sofort darauf Reff 3 eingebunden. Im Logbuch ist dieses Event wie folgt verzeichnet: "23:50 // Reff 1-3/ G3 Runter - G5 Hoch". Auch zu diesem Zeitpunkt schmeckte unsere vorgekochte Bolognese manchen (8 von 11 Crewmitgliedern...) am Heckkorb - wenn auch zum zweiten Mal - exzellent. Nachdem die Front durchgezogen war, fuhren wir unter Reff 2  die Ostküste Gotlands herunter.

Vorschau: Taktische Schläge unter Land minderten den Seegang und beflügelten das Wohlbefinden an Bord. Das lang ersehnte Abfallen war der Wendepunkt für Kurs und Stimmung. -Teil 2 folgt.