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Bericht 6

NVH Standort ab 06.10.2008 15.00 Uhr: BKYC in Kiel

Hallo, wir sind wieder zurück. Zurück in Deutschland und zurück in die Berichtreihe.

Turbulenzen und heftige Wettereinwirkungen haben das Schreiben von Berichten in den vergangen Tagen völlig verdrängt. Aber der Reihe nach:
Bericht 4 endete mit der Fahrt unter Motor aus der anhaltenden Flaute heraus in Richtung Osten nach Brest. Wir konnten dort am 30. Aug. festmachen. Jérôme, Annie und Lucas verließen uns und fuhren über Paris nachhause. Wir einsame Restcrew kauften einige Baguettes und mehrere Rollen Wischtücher (wir wissen jetzt zu kalkulieren = 1 Rolle Pro Tag) kauften 124 l Diesel und machten uns auf den Weg nach Cowes. Die Route führte über die Untiefen der Pierres Noir nach Norden aus der Bucht von Brest heraus. Die anschließende Nacht an der Nordküste der Bretagne (Finistere) war tief bewölkt und hell erleuchtet von kontinuierlichen Blitzen in allen Etagen des Himmels. Dabei freundlicher Wind mit 10 kn aus Ost - bis plötzlich der Wind völlig still wurde und Max den Motor startete; dann: aus nicht heiterem Himmel drehte der Wind auf NW mit 17 kn, was für unsere Leichtwetterbesegelung ein heftiges Tohuwabohu einleitete. Noch beim Trimmen der Segel (Genua 3 runter, Reff 2 eingelegt, Genua 4 hoch) beobachtete der Rudergänger ein Blitzen auf dem Wasser. Durchzählen der Crew - alles i.O. Aber die EPIRB war aus ihrem Behälter gesprungen, wohl weil die heftig auf das Schiff einschlagenden Wellen die Verriegelung gelöst hatte; sie entfernte sich schnell nach achteraus. Bremen MRCC (Rettungszentrale) wurde hierüber informiert.
Der Wind aus Westen mit bis zu 20 kn brachte uns schnell und komfortabel nach Cowes. Am 31. Aug. machten wir dort in der Marina an der Innenstadt fest - Thorsten, unser neues Crewmitglied stand schon auf der Pier. Termin eingehalten.
Einkäufe und ein gemeinsames Abendessen förderten die Gewöhnung aneinander und am nächsten Mittag machten wir uns nach einer kleinen Siteseeing -Tour den Medina River hinauf und herunter gegen 13 Uhr auf den Weg nach Hause.
Thorsten, der Neue, kam auf die Wache Max und Peter, die jetzt die Stärkere wurde - gegenüber Hetti und Martin, die bis dato mit Lucas die Stärkere war. Der Wind aus SW mit 20 kn jagte die mit Groß 2. Reff und Gen 3 bekleidete NVH so, dass Dover schon nach 12 h passiert wurde. Der Wind drehte aber südlicher und wir konnten Ijmuiden, das wir anlaufen wollten nicht direkt ansteuern und gingen zunächst die englische Küste den Untiefen entlang bis Harvich hoch und von dort quer über die Zwangswege der Großschiffahrt zum Zielhafen. Der Wind drehte aber bis 28 kn (Windstärke 6) auf, so dass wir die Segelfläche auf Reff 3 und Genua 5 reduzieren mussten - kein leichtes Unterfangen mit unserer Besetzung.
Jedoch konnten wir den Kurs in Diesigkeit, Regen und Gischt halten und fanden den Eingang zum Vorhafen auch noch in einer wilden Regenböe, die uns wie zum Schabernack die Landmarken verhüllte. In der großen Seaport Marina wurde aber eine Bootsmesse abgehalten und der Hafenmeister hatte keinen Platz für unser 3 m Tiefgang - aber ein großes Herz und bot uns den Platz unter dem Travellift an. Per Nachtwachen wurden die 4 m Tiedenhub mittels Leinenbewegungen überstanden. Der heftige und böige Wind mit 28 kn hielt die ganze Nacht an. Nach Mittag des 3. Sept. zogen wir im Vorhafen den Blst Reacher, eigentlich eine hellgraue 2 mm dicke Blechwand, hoch und fuhren mit eingepacktem Groß Richtung Texel. Dieser treue Wind aus SW wurde jedoch immer treuer, er versorgte uns nach dem Passiern von Texel, und einer abendlichen Halse für den Kurs auf Helgoland, mit Schubstärken in der Spitze bis 39 kn Wind, mit dem die NVH im Glitsch bis 21 kn beschleunigt wurde. Allerdings eine kräfte- und nervenzehrende Steuerei.
Zur Annäherung an Helgoland wurde die Strategie zum Einlaufen und Segelbergen aufgebaut - und mit Erfolg durchgeführt: morgens um halb acht mit 12 kn Fahrt schräg in den Vorhafen und dort das Segel geborgen. Nach dem Festmachen (an Mastspitze immer noch 30 kn Wind) gings in eine erholsame Tiefschlafphase mit anschließendem Duschen, Aufräumen, Einkaufen, Essen an Bord, Trinken der A-Reste, Tiefschlaf.
Der Morgen des 5. Sept. fand uns schon früh um 8.30 Uhr beim Bergen der Festmacherleinen und bei 18 kn Wind unter Gen 3, Groß mit drittem, dann 2. und später ohne Reff unterwegs zur Elbemündung. Die Tiede war passend ausgesucht worden und um 16 Uhr lagen wir fest vertäut im Brunsbütteler Yachthafen; in dem idiotischerweise die Wasserhähne an den Schlengel abgebaut worden waren wegen irgendeines behördlichen Hirngerinsels - die Versorgung hängt wie die der Häuser rundherum an der normalen städtischen Wasserversorgung. Peter lud uns zum Abendessen auf seinen 52. Geburtstag ein und wir genossen zum 2. Mal nach Madeira einen vorgefertigten Abendtisch mit Schnickschnack.
Naja, wieder um 20 vor Acht sprang der Motor an und die Kanalreise mit ihrem anstrengenden Arbeitstag begann. Zamrollen der Segel. Trockenlegen und Reinigen aller Bilgen, Waschen der Wände, Ausräumen alle Nahrungsmittel, Aufräumen (an den gewohnten Platz an Bord Stellen) aller zum Schiff gehörenden Gegenstände, Reparieren des Seewasserhahn-Steuerkabels usw., usw. dauerten über das Festmachen im BKYC um 15 Uhr an. 5 blaue Säcke mit Müll und Nahrungsresten gingen in die Container. Die glücklichen Verwandten tauchten termingerecht und mit großen Autos auf und rundeten auf diese Weise die vielseitige und harmonische Reise ab.
2344 sm, 18 Reisetage, 18 Tage an Bord, max Etmal 203 sm, max Etmal gerechnet (da nur 18 h gesegelt) 253 sm. Keine Verletzungen.

Der glückliche Skipper