German Offshore Award für die beste deutsche Hochseeyacht zum 17. Mal vergeben
Der begehrte German Offshore Award, Senatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg, wurde gestern Abend unter lautem Beifall aller Anwesenden an die Crew der Humphrey 39 „Ginkgo“ verliehen. Ausgezeichnet wurde das erfolgreiche, nur knapp zwölf Meter lange Schiff, für seinen hervorragenden fünften Platz in der Wertungsgruppe IRC 1 beim Rolex Fastnet Race 2023. Unter Skipper Dirk Clasen (Kieler Yacht-Club) trotzten Schiff und Crew einem schweren Sturm mit Starkregen und meterhohen Wellen auf dem Weg zum berühmten Fastnet Rock in der Irischen See und ließen zahlreiche deutlich größere Konkurrenten hinter sich. Freudestrahlend nahm Skipper Dirk Clasen zusammen mit seiner Crew den Wanderpreis, ein großes Silbertablett, von Staatsrat Christoph Holstein entgegen.
„Bei dieser Regatta mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an ihre Grenzen gehen. Mehr können, als ihr Schiff schnell zu segeln“, betonte Staatsrat Christoph Holstein in seiner Laudatio. „Gute Seemannschaft war gefragt. Ein ausgeprägter Teamgedanke. Durchhaltewillen. Die Bereitschaft, sich mehrere Tage lang zu schinden und bei widrigsten Bedingungen das Schiff auf Kurs zu halten.“
Neben der „Ginkgo“ waren folgende Yachten für den Preis nominiert: Die TP 52 „Platoon“ (Norddeutscher Regatta Verein) von Harm Müller-Spreer für den Sieg bei der TP 52 Weltmeisterschaft, die J/112E„Aquaplay“ (Verein Wassersport Lesum) mit Skipper Max Habeck für einen sechsten Platz in der Wertungsgruppe ORC 3 bei der ORCi WM vor Kiel, die JPK 10.80 „Rockall“ von Christopher Opielok (Norddeutscher Regatta Verein) für den 14. Platz nach IRC beim Rolex Sydney Hobart Race und Boris Herrmann mit der Imoca „Malizia Seaexplorer“ für den siebten Platz bei der Doublehanded Transatlantikregatta Transat Jaques Vabre.
Den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt Dr. Wolfgang Schäfer, der über Jahrzehnte mit seinen verschiedenen Yachten, die alle auf den Namen „Struntje“ getauft wurden, fester Bestandteil der deutschen Hochseeregattaszene war. Die Laudatio auf ihn hielt Albert Schweizer, langjähriger seglerischer Wegbegleiter des mehrfachen Admiral’s Cup Teilnehmers und späteren Farr 40 Weltmeisters, der über 15 Jahre zusammen mit ihm im Ausschuss Seesegelns des DSV die Interessen der deutschen Seesegler vertrat.
Den Wehring & Wolfes Jugendpreis, übergeben von Rainer Kugler, erhielt dieses Jahr die Crew der Sun Fast 3600 „Löwe von Bremen“ der Segelkameradschaft das Wappen von Bremen (SKWB). In seiner Laudatio betonte Rainer Kugler die Neuausrichtung der Jugendausbildung des 90 Jahre alten Vereins aus Bremen, die darauf abzielt, jungen Crews früh Verantwortung zu übertragen und sie dazu zu motivieren, selbständig mit einem modernen, konkurrenzfähigen Schiff an Hochseeregatten teilzunehmen.
Mona Küppers, Präsidentin Deutschen Segler-Verbandes betonte in ihrem Grußwort die Anstrengungen des DSV, die Attraktivität von Hochseeregatten hochzuhalten und den Seeseglernachwuchs zu fördern. Dazu verwies sie auf drei deutsche Meisterschaften, die dieses Jahr für Seesegler angeboten werden. „Im Rahmen der Nordseewoche und der anschließenden Langstrecke Rund Skagen geht es um den Offshore-Titel, beim Blue Ribbon Cup segeln die Doubelhanded-Crews um den Meistertitel und im Rahmen der Flensburger Fördewoche sind die Inshore-Spezialisten gefragt“, sagte die DSV-Präsidentin. „Echte Allrounder haben also dieses Jahr die Chance, mit ihrer Yacht dreimal Deutscher Meister zu werden.“
Für ein Highlight des Abends sorgte Oliver Schwall zusammen mit dem deutschen Youth und Women’s America’s Cup Team, vertreten durch Carolina Werner und Paul Farien. Unter deutscher Flagge werden dieses Jahr vor Barcelona im Vorfeld und parallel zu den Wettfahrten um den legendären America’s Cup sowohl ein Youth Team als auch Women’s Team auf einem foilenden AC 40 an den Start gehen. Anschaulich erzählten Carolina Werner und Paul Farien von den vielen Trainingseinheiten am Simulator in Kiel, dem Einstieg in die Welt der foilenden Segelklassen und dem Traum, bei der nächsten Auflage des America’s Cup mit einem deutschen Team zum Kreis der Herausforderer zu gehören.
Der German Offshore Award wird jährlich für die beste deutsche Hochseeyacht bei internationalen Regatten von einer Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel Verbandes vergeben. „Wir freuen uns, dass der Senatspreis in der deutschen Segelszene seit nunmehr 17 Jahren einen so hohen Stellenwert hat“, sagte Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel Verbandes. „Dabei hat sich die Segelszene in den vergangenen fast 20 Jahren stark verändert. Der Trend zu Solo- und Doublehanded-Regatten hält unvermindert an, Yachten, die auf Foils übers Wasser fliegen, sind keine Zukunftsvision mehr und die stetige Professionalisierung des Segelsports zwingt uns, noch stärker zwischen der Leistung von Profiseglern und Corinthian-Crews zu differenzieren.“
Seit über zehn Jahren leiten Carl-Friedrich Schott und Dr. Friedrich Hausmann für die German Offshore Owners Association die Verleihung des Awards im Rathaus in Zusammenarbeit mit dem Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS.) Der German Offshore Award wurde von Volker Andreae initiiert, der im vergangenen Jahr nach langer Krankheit starb. In Erinnerung an den leidenschaftlichen Segler wurde zu Beginn der Preisverleihung eine Gedenkminute für ihn abgehalten, zu der alle rund 150 Anwesenden aufstanden.
„Volker Andreae war es ein Anliegen, in seiner Heimatstadt Hamburg einen wichtigen Preis für Hochseesegler zu etablieren, der nach fairen Bewertungskriterien anhand einer Formel ermittelt wird“, sagt Friedrich Hausmann, Vorsitzender der German Offshore Owners Association. „Die Vielfalt der Regatten der Preisverteilung dieses Jahres, vom Weltrennen über Mittelstreckenklassiker bis zur küstennah ausgesegelten Weltmeisterschaft hätte ihn sehr gefreut.“