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Überführung Störtebeker Kiel – Cherbourg

Auf geht´s zum Fastnet 2023

Auch wenn die Vorbereitungen schon vor Monaten starteten, ging es für uns, die diesjährige Störtebeker Crew des Fastnets, so richtig mit einem Training in Kiel am 8./9. Juli los. Ein Wochenende geprägt von vielem Basteln, zahlreichen Manövern und besten Bedingungen auf der Kieler Förde. Sonntags wieder ab in die Schleuse und zurück zu Knierim, um mit dem großen Packen für die Überführung, das Rennen, aber auch die darauffolgenden Monate Richtung Mittelmeer durchzustarten. Dann noch einmal zurück in das Landleben, die letzten Orgas und To Do´s erledigen, arbeiten und Klausuren schreiben und doch mit dem Kopf meist bei den wichtigen Segel- und Packfragen sein.

Mittwoch Abend geht es dann weiter. Packen, räumen, basteln und wieder von vorne bis die Schleuse in Brunsbüttel Donnerstag Abend erreicht ist. Die letzten 3 Nachkömmlinge aufgesammelt, geht es los auf die Elbe. Schneller Bunkerstopp für Wasser und Diesel in Cuxhaven, weiter bei lauen Bedingungen in die Nacht, die Sturmvorhersage für das Wochenende sitzt uns schließlich im Nacken. Schon jetzt wird sich mit anderen Crews ausgetauscht, welcher Hafen zum Abwettern des Schlimmsten geeignet ist.

Doch kaum sind Groß und Genua oben, ist das Groß schon wieder unten, nur leider ohne Fall. Das Lashing ist gerissen und das Fall im Mast. Es gibt keine andere Option als unter Genua und Maschine zurück nach Cuxhaven zu fahren. Und da waren wir wieder, 5 Stunden später mit einem Fall im Mast und einem Problem, das es erst mal zu lösen galt. Viele Nerven, zahlreiche Mastbesuche und Despleiße und erneute Spleiße später geht es nachmittags weiter, auf Richtung Frankreich!

Ein bunter Mix von Fr0, Motoren, A5 und primär Kreuzen mit Hack gegen an bringt uns immer weiter Richtung Westen. Die Vorhersage bestätigt sich nach und nach und der Zwischenzielhafen zum Abwettern wird schließlich Den Helder. Nach in Böen bis zu 30 Knoten Wind und ordentlich Welle ging es zur finalen Hafenansteuerung. Das erste Mal in 24 Stunden wird’s endlich mal schnell. Die Welle runter, die erste Halse läuft wie im Lehrbuch, bei der zweiten Halse dann ein Ruck, das Lashing ist wieder durch. Aber diesmal haben wir ein Sicherungslashing dran. Better safe than sorry. Jetzt muss das nur noch bis zum Hafen halten. Zum Glück keine Halse mehr, nach einigen Minuten des Hoffens, endlich das Großsegel wieder runternehmen. Diesmal mit Fall dran, was ein Glück.

Nachdem wir bei windigen Hafenmanövern schließlich die tiefste Stelle des Hafens gefunden haben, genießen wir unser Abendessen und den wohlverdienten Schlaf. Trotz entsprechenden Störti Geräuschen schläft ein Großteil über 10 Stunden und das will schon was heißen.

Sonntag starten wir spät mit einem fantastischem Brunch und Sonnenschein bei bis zu 40 Knoten in den Tag. Das große Basteln geht weiter. Wir haben den Übeltäter am Lashing gefunden, das Kopfbrett des neuen Delivery Groß ist zu scharfkantig. Also mit dem Dremel drüber und schön rund machen. Das soll uns nicht noch einmal passieren. Abends geht es dann los in die Stadt – Crew Spaziergang und Essen fassen.

Montag früh segeln wir endlich weiter. Doch vorher noch eine schnelle Mastaction um 5.30, das Gorilla Foil reparieren. Raus aus Den Helder, von Anfang an mit Storm Gib und zweitem Reff läuft es richtig gut. Nur die Welle lässt zu wünschen übrig, Strom gegen Welle ist eben doch etwas anderes. Weiter kreuzen, vorbei an vielen Windparks und Ölplattformen Richtung England. Irgendwann wird es ruhiger und es kehrt wieder Leben an Bord ein. Ein Highlight ist die morgendliche Lesestunde mit Skipper Max und fast der gesammelten Crew. Da verzichten doch sogar manche auf ihre Freiwache, so gut ist die Laune.

Mit Sonne und lauen Winden begrüßt uns England mit dem Blick auf die Kreidefelsen von Dover. Einzig die Funksprüche zweier Segler mit gesichteten Geflüchtetenbooten stimmt uns nachdenklich. Doch glücklicherweise kommt es zu keinen weiteren, uns bekannten, Zwischenfällen und wir dürfen wieder einmal realisieren, welche Privilegien wir haben. Generell im Leben, aber insbesondere dieses Schiff auf dem Fastnet Race segeln zu dürfen!

Mit einer abendlichen Yoga Session an Deck geht es in die Nacht, erst unter Maschine und dann unter Segeln. Eine willkommene Abwechslung bieten die Lichter der Imagine, die auch auf dem Weg zum Fastnet Race ist. Schon ist der Race Mode an und die Crew an Deck ist motiviert. Schön drauf wenden und ja keine Höhe verschenken. Die Crew unter Deck hingegen fragt sich, was das soll und ob denn wirklich so viel am Backstag getrimmt werden muss. Nach einem kurzen Gruß, zieht die Imagine an uns vorbei und wir segeln den Lichtern hinterher in die Dunkelheit Richtung Frankreich.

Über Nacht nehmen Wind und Welle wieder zu. Doch diesmal sind wir es deutlich mehr gewöhnt und es bleibt im Vergleich zum ersten Abschnitt doch recht moderat. Die Sonne kommt raus und wir segeln erst gegen und schließlich mit dem Strom Richtung Cherbourg. Zum Ende hin wird es noch einmal ordentlich schnell, wir toppen sogar die Routings und kommen nachmittags an.

Innerhalb von 20 Minuten ist das Schiff leer und das Chaos am Steg groß. Die Materialschlacht beginnt. Nachdem das ganze Ölzeug ausgespült und die Spuren der Überführung beseitigt sind, geht die Regattavorbereitung los. Wir ziehen vom Boot um in die gemietete Wohnung, auch genannt Frank´s Reich, und stoßen bei einem leckeren Abendessen auf die gelungene Überführung an.

Nun steht noch ein Tag voller Regattavorbereitung vor uns. Dazu gehören Arbeiten an Bord wie letzte Optimierungsbasteleien, ausstauen, Regattasegel latten sowie To do’s an Land wie Routing, Crewbriefing und vieles mehr. Am Freitag geht es für uns nach England bevor wir am Samstag um 15.00 Uhr local time in Cowes an den Start des 50. Rolex Fastnet Race gehen. Wir sind gespannt was uns erwartet und werden alles geben.

Für den Race Tracker zum Nachverfolgen geht’s hier lang:

yb.tl/fastnet2023